Über das Buch

Der vom Gemeinwohl-Forum-Baden e.V. („Grünes-Forum-Baden“ bis 2017) herausgegebene „Brennpunkt: PFC-Mittelbaden“ ist bisher die einzige überparteiliche und unabhängige Zusammenfassung einer großflächigen und komplexen Umwelt-Schadens-situation in der Region Mittelbaden. Es geht um etwa 500 Hektar kontaminierte, vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Ackerflächen und um kontaminiertes Grund- und Trinkwasser im Landkreis Rastatt und Stadtkreis Baden-Baden mit per- und polyfluorierten Chemikalien (kurz: PFC). Dabei handelt sich flächenmäßig um einen der größten Umweltskandale in Deutschland. Die Publikation fasst die vielfältigen Aspekte dieser PFC-Schadenslage zusammen mit Fakten und  Thesen zur Frage „Woher kam das Zeug bloß“ (FAZ, 4.9.2016), zu Verursachern, Ursachen und Verantwortlichkeiten, zum Problemlösungsmanagement der zuständigen Kreisbehörde, aber auch zu Konzepten und Lösungsansätzen „über und unter der Erde“. Eines der vorgestellten Lösungsansätze ist die Beschreibung eines vom GFB e.V. initiierten Forschungsprojekts, das sich mit der Fragestellung beschäftigt, ob das PFC-Risiko in Mittelbaden mit Pflanzenkohle minimiert werden kann.

Dieses Schadensereignis reicht mindestens in das Jahr 2005 zurück und wurde mitunter erst durch einen Zufallsfund im Jahre 2013 bekannt. Maßnahmen der zuständigen Behörden liefen erst ab dem Jahr 2013 an. Bis dahin wurden PFC als Gefahrenquelle von den Behörden in Baden-Württemberg nicht wahrgenommen, entgegen dem damaligen Forschungsstand und dem ab 2008 angestiegenen überörtlichen Medieninteresse zu diesem Thema. Inwieweit und wie lange die Bevölkerung unbemerkt mit kontaminierten Trinkwasser oder landwirtschaftlichen Erzeugnissen versorgt wurde, ist bis heute nicht klar.

Die Schadenssituation wirkt sich nicht nur auf das Trinkwasser oder landwirtschaftlich genutzte Flächen aus. Stark betroffen sind neben einer großen Anzahl von Landwirtschaften, Betreiber von privaten Brunnen, Grundstückseigentümer, Bauherren, Straßenbaumaßnahmen, ein örtliches Kieswerk, bis hin zu einem Angelsportverein. Die Behörden können auch nach vier Jahren seit Bekanntwerden dieses besonderen Schadensereignisses weder eine Lösung anbieten noch Lösungen in Aussicht stellen.

Vier Jahre nach Bekanntwerden waren und sind die Behörden immer noch auf der Suche einen PFC-Handlungsleitfaden. Die Perspektive der staatlichen Behörden und Landesministerien reicht nach wie vor nicht weiter als über Maßnahmen der Gefahrenabwehr hinaus. Auch die vom Land und der Kreisbehörde in Auftrag gegebenen Forschungsprojekte lassen keine substantiellen Lösungen erwarten. Die zuständige Kreisbehörde versichert mit der Durchführung eines sogenannten Vorerntemonitorings, dass keine belasteten landwirtschaftlichen Produkte auf den Markt kommen.

Hier stellt sich die Frage, ob mit dem Monitoring  und den Maßnahmen im Rahmen der Lebensmittelüberwachung die Kontrolldichte ausreicht, um eine gesundheitlich unbedenkliche Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Gewährleistet wird inzwischen von den kommunalen Wasserversorgern, dass PFC-freies Trinkwasser in die Haushalte gelangt. Dies kann nur mit speziellen PFC- Reinigungsverfahren erreicht werden, die einen sehr hohen finanziellen Aufwand erfordern.

Der „Brennpunkt: PFC-Mittelbaden“ greift damit die seit Jahren immer wieder geäußerte Kritik an der Vorgehensweise der Behörden und Landesministerien auf. Die Kritik von Bürgermeistern der Region reichte bis zur Forderung der Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses.

Der „Brennpunkt: PFC-Mittelbaden“ erweitert die Perspektive, korrespondierend mit der vorliegenden Schadenslage, auf die sorglose Produktion, Anwendung und damit der Verbreitung von anderen gefährlichen Chemikalien, über die Stoffgruppe der PFC hinaus. Die PFC haben mit anderen toxischen Chemikalien die Gemeinsamkeit, dass sie, einmal in die Umwelt gelangt, von der Natur nicht abgebaut werden können. Der sorglose Umgang insbesondere mit der Stoffgruppe der PFC führte nicht nur zu einer weltweiten messbaren Hintergrundbelastung, sondern auch zu zahlreichen ähnlichen Schadenslagen: in der Region Mittelbaden, in nächster Nähe in der nördlichen Region von Mannheim mit etwa 244 Hektar kontaminierter Ackerflächen, wie auch in anderen Bundesländern und in anderen Staaten. Das führt dazu, dass nicht mehr rückholbar und überall Stoffe in die Umwelt gelangen, die persistente, bioakkumulierende und toxische Eigenschaften aufweisen. Forschungsbedarf ist dringend gegeben.

Das vom GFB e.V. initiierte Forschungsprojekt unterstützt mit praktikablen und ökonomisch umsetzbaren Ansätzen nicht nur die örtlichen Landwirtschaften, sondern das Forschungsprojekt reicht weit über die Region hinaus. Das GFB e.V. hofft hierfür von privater Seite auf finanzielle Unterstützung, um das Projekt den erwarteten und durchaus auch unerwarteten Ergebnissen erfolgreich zuführen zu können.